Verbraucherbildung
„Nachhaltig konsumieren ohne Verzicht“ oder durch „Shoppen die Welt verbessern“ – diese und ähnliche Slogans verweisen auf eine gesellschaftliche Diskussion über eine Moralisierung des Konsums, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Konsum ist eine wesentliche Zukunftsfrage geworden, von der Erfolg oder Misserfolg einer nachhaltigen Entwicklung abhängt.
Auch die Digitalisierung verändert unser Konsumverhalten radikal. Smarte Bestellmöglichkeiten können Kauf-, Zahlungs- und Liefervorgänge mit nur einem Tastendruck oder per Sprachkommando auslösen. Ständig verfügbare Angebote und personalisierte Werbung stärken die Einflussmöglichkeiten der Anbieter. Sammlung, Auswertung und Verwertung großer Datenmengen führen zu einem wachsenden digitalen Fußabdruck, der detaillierte Aussagen über individuelles Konsumverhalten, soziales Umfeld und Vorlieben trifft. Gleichzeitig kann durch digital aktive Konsumentinnen und Konsumenten – z. B. über Social Media und Bewertungsportale – verstärkt Druck auf Hersteller ausgeübt werden.
Die Übernahme von Verantwortung für das individuelle (Konsum-)Handeln ist eine Aufgabe, der sich Schule als Träger des Bildungsauftrags zunehmend stellen muss. Aber wie können Ethik und Konsum gemeinsam gedacht werden? Ist ethischer Konsum unter Berücksichtigung von Generationengerechtigkeit, Ressourcenverbrauch und Verantwortung gegenüber der Umwelt und anderen Lebewesen im Zeitalter von „Konsum 4.0“ überhaupt möglich?
Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt einer zeitgemäßen Verbraucherbildung. Sie fördert alltagsbezogene Problemlösungs- und Entscheidungskompetenzen auf der Basis einer fundierten fachlichen Grundbildung und wird damit als Querschnittsaufgabe ein wichtiges Bindeglied zwischen den Unterrichtsfächern.
Um an unserer Konsumgesellschaft teilhaben zu können, benötigen Verbraucherinnen und Verbraucher b Handlungsstrategien und vielfältiges Wissen aus ökologischen, ökonomischen, technischen, rechtlichen, politischen, kulturellen, sozialen, naturwissenschaftlichen, informellen und umweltbezogenen Bereichen. Damit ist der Auftrag an alle Lehrerinnen und Lehrer verbunden, die Verbraucherbildung mit ihrer spezifischen Fachlichkeit zu fördern. Jedes Fach leistet dabei individuelle und exklusive Beiträge. Umgekehrt kann Verbraucherbildung im Fachunterricht auch dazu genutzt werden, um – vom Alltag der Schülerinnen und Schüler ausgehend – komplexe fachliche Sachverhalte begreifbar zu machen.
Die neue Richtlinie erläutert didaktische Prinzipien und bietet Anknüpfungspunkte für verschiedene Fächer und Wissenschaften. Diese werden im Curriculum anhand verschiedener Beispiele konkretisiert. Auf die unterschiedlichen Schularten wird dabei ebenso Bezug genommen wie auf die geltenden Lehr- und Rahmenpläne. Die Richtlinie stellt zudem das Unterstützungs- und Beratungssystem vor und gibt Hinweise zu Partnern und Netzwerken.
Im Einklang mit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz definiert diese Richtlinie Kompetenzen, Standards und Inhalte für die Kernbereiche:
· Finanzen, Marktgeschehen und Verbraucherrecht,
· Nachhaltiger Konsum und Globalisierung.